"Da die Sicherheit und Geschwindigkeit der Correspondenz unter andern auch eine wichtige Hülfe zur Beförderung des Commercii ist, so sind zu diesem Ende, auch zu geschwinder Fortschaffung der Briefe, Gelder und reisenden Personen, die Posten angelegt worden, und daher die Post=Straßen entstanden, welche die ordinären und Extra=Posten von einer Straße zur anderen befahren."
Quelle: Die Land-Straßen und Chausseen wie auch Meile-Säulen und Weg-Weiser, historisch, technisch, polizeymäßig und cameralistisch abgehandelt von D. Johann Georg Krünitz, 1794
Der 13. Juni 1696 ist ein historisch bedeutsames Datum in der Geschichte des sächsischen Postwesens. An diesem Tag wurde per Erlass des kurfürstlichen Oberpostamtes Leipzig „zur Beförderung der Correspondenz und Fortbringung reisender Personen“ der Einsatz einer „wöchentlich zweimal gehende geschwinde fahrende Post von Leipzig über Borna, Penig, Frohburg, Chemnitz, Ehrenfriedersdorf, Thum nach Annaberg“ verfügt. Kurfürst Friedrich August I., der Starke genannt, hatte die Unzulänglichkeit der Verkehrsmittel in seinem Lande eingesehen und beschlossen den Post- und Personenverkehr zu verbessern. Infolgedessen traf am 20. Juni des Jahres 1696 unter endlosem Jubel der Einwohnerschaft der erste Postwagen auf geradem Wege von Leipzig in Annaberg ein. Ob diese Postkutsche schon durch Burkhardtsdorf fuhr, ist nicht sicher.
Um den Handel Sachsens mit den anderen Staaten weiterzuentwickeln, war ein weiterer Schritt nötig: die Vermessung des Landes und seiner Straßen. Der Land- und Grenzkommissar Adam Friedrich Zürner erhielt 1713 den Auftrag, das Königreich neu und vollständig zu vermessen und kartographisch zu erfassen. Er konstruierte dazu einen "geometrischen Wagen", dessen Hinterräder genau den Umfang einer Dresdner Rute (4,531 Meter) entsprach, welche als Grundmaß für damalige Entfernungsangaben diente. Über ein Schneckengetriebe wurde der zurückgelegte Weg auf ein Zählwerk übertragen und abgelesen. Bei seiner Vermessung ging Zürner von zwei festen Punkten aus, den Städten Dresden und Leipzig. Die Vermessung begann am jeweiligen Stadttor und endete beim Posthaus oder Marktplatz der angefahrenen Stadt.
Mit seinen Messwagen legte Zürner etwa 18.000 Meilen zurück und konnte im Spätherbst 1718 seine „Aller Neueste Chur Sächsische Post Charte“ vorlegen.
"... darinnen des Churfürstenthum Sachsen und seiner incorporirten Lande, wie auch andere angraenzende vornehmste Vestungen, Stätte, Flecken und notabelsten Schlösser, Güther und Dörffer mit unterschiedenen, unten im Clave explicirten Anmerckungen der Dioecesen, Aemter, Postwege, Straßen auf ehemalig allergnädigsten Befehl und zu jener Zeit mit Ihro Königlichen Mayestät Erlaubniß in diese geographische Ordnung gebracht / von Adam Friedrich Zürner."
Seine Karten wurden in den folgenden Jahren immer wieder aktualisiert und verbessert. Sie bildeten die Grundlagen unserer heutigen Straßenkarten.
Im Ergebnis dieser Vermessung wurden die steinernen, sogenannten kursächsischen Postmeilensäulen in den sächsischen Städten und entlang der Poststraßen errichtet. Dazu verfügte am 19. September 1721 der sächsische Kurfürst August der Starke in einem Mandat, dass an jedem Stadttor eine hohe steinerne Distanzsäule aufgestellt werden musste. Die ursprünglich vor dem Stadttor errichteten Säulen trugen meist auf zwei Seiten die Entfernungsangaben und auf den übrigen zwei die Stadtnamen des Zielortes. Später direkt auf dem Marktplatz errichtete Säulen enthielten dagegen auf allen vier Seiten die Entfernungsangaben. Neben den Distanzsäulen waren noch Ganz-, Halb- und Viertelmeilensäulen an den Poststraßen vorgesehen. Die Kosten für den Bau einer Säule mußten "die Unterthanen, auf deren Grund und Boden sie zu stehen kommen" übernehmen.
Auch Burkhardtsdorf erhielt eine Postsäule. Bei dieser Ganzmeilensäule handelt es sich um die Kopie der unweit dieser Stelle gestandenen Postsäule aus dem Jahr 1723 mit der Reihennummer 40. Sie belegt, dass seit 1723 Burkhardtsdorf von Postkutschen angefahren wurde.
Der Inschriftenblock wurde 1886 beim Abriss einer Scheune entdeckt und der Torso 1958 wieder aufgestellt. Ein LKW riss die Säule 1970 um. 1982 wurde die Säule restauriert und ergänzt und bei der letzten Restaurierung das Original durch eine Kopie aus Elbsandstein ersetzt und diese auf dem jetzigen Standort aufgestellt.
Die vorhergehende Säule auf der Poststraße ist der Viertelmeilenstein in Klaffenbach. Wie es sich gehört, ist es der Stein Nr. 39. Standort ist unter der Linde an der Einmündung der Rödelwaldstraße in die Klaffenbacher Hauptstraße. Inschriften waren für diese Säulen nicht vorgesehen, sie tragen lediglich das Monogramm „AR“ (Augustus Rex), ein Posthorn, das Jahr der Anfertigung sowie, auf der der Straße zugewandten Schmalseite, die stets ungerade Reihennummer.
Eine weitere Säule mit der Nr. 42 wurde 1933 im Abtwald gegenüber der Besenschänke gefunden. Diese Posthalbmeilensäule wurde nach Restaurierung ca. 100 m oberhalb der Besenschänke aufgestellt.
Der wichtigste Teil der Postsäule ist der Schriftblock. In der Zeit um 1730 war das für den damaligen Verkehr etwas völlig Neues. Auf der linken Seite steht ein Ortsname und rechts daneben befindet sich eine Zahl mit der Angabe "St", was zwar Stunde bedeutet, aber eigentlich eine Entfernungsangabe war. Eine kursächsische Postmeile entsprach damals 2000 Dresdener Ruten (á 4,53 m). Diese Strecke legte ein Fuhrmann, der neben seinem Gespann herlief, in 2 Stunden zurück. Daraus folgt die Entfernungsangabe für eine "St." gleich 4530 m.
Die Angaben auf den Postmeilensteinen in Burkhardtsdorf und Umgebung lassen jedoch Zweifel aufkommen, ob die heutigen Standorte der Säulen in Klaffenbach und an der Besenschänke korrekt sind. Näheres dazu findet man unter der Rubrik "Rätselhaftes" unter "Wo standen die alten Postmeilensäulen wirklich?".
Das nebenstehende Bild sächsischer Wegweiser deutet eher auf eine frühe Karikatur hin, als eine realistische Abbildung. Dem ist jedoch nicht so. Das Bild stammt aus der eingangs genannten Quelle und auch die folgenden Texte stammen aus diesem Buch von 1794:
Eine hölzerne Arm-Säule, ein Hand-Weiser, oder Weg-Weiser ist eine gemeiniglich mit Oehl-Farbe gelb und schwarz, oder schwarz und weiß geflammte, 4 Ellen hohe, Säule mit Armen, welche auf die Oerter, wo sich zwey oder mehrere Wege von einander scheiden gesetzt wird, und den Ort, wohin jeder Weg geht, benennt. Sie hat so viele Arme, als sie Wege anzeigt, und auf jedem Arme ist sowohl der Name der nächsten Stadt, oder des Ortes, wohin der Weg geht, als auch die Weite des Weges, mit eingeschnitten und mit Oehl-Farbe bestrichenen Buchstaben und Zahlen angemerkt.
Man findet diese Säulen in einigen Provinzen Deutschlands gemeiniglich nur bey Kreuz- und Scheide-Wegen gesetzt, um den Reisenden anzuzeigen, wohin jeder Weg leite, da hingegen die
Post-Säulen an denjenigen Orten und Gegenden aufgerichtet sind, wo die Distanz-Punkte es erfordern.
Auch die folgende Beschreibung der negativen Folgen fehlender Wegweiser, trifft auch heute noch zu:
Es ist etwas höchst Unangenehmes, wenn man reisen soll, und nirgends Weg-Weiser antrifft; besonders wenn man der Sprache der Einwohner nicht kundig ist. Hierzu kommt noch, daß mancher Ort der von der Heer- und Land-Straßen abgelegen ist, und sich in einem Thale oder hinter einem Gehölze befindet, vielen Reisenden, darunter aber auch solchen ganz unbekannt bleibt, die dem Orte Nahrung zu bringen im Stande wären. Es bleibt manches Wirtschaft-Produkt solcher Orte ungesucht, weil fremde Einkäufer sie nicht zu finden wissen, oder in der Einbildung stehen, daß der Ort weiter entfernt sey, als er wirklich ist.
Es gab auch damals schon Verbesserungsvorschläge:
Die Weg-Weiser an den Land-Straßen könnten selbst noch einen Teil von Verschönerung gewinnen, ob sie gleich zunächst nur Gegenstände der Notwendigkeit sind. Ihre gewöhnliche galgenförmige
Gestalt, oder ihre Verkünstelung in abgebrochene Menschen-Arme und verstümmelte Zeige-Finger sind einem empfindlichen Auge anstößig. Wäre es nicht ebenso leicht, ihnen eine edlere Form zu geben?
Und würden nicht, wenn sie von Stein gebildet wären, die Namen der Oerter sich deutlicher erhalten, als auf Holz, worauf Luft und Witterung so bald alles auslöschen? Man könnte sie so gar noch
durch abwechselnde Inschriften kurzer Wünsche für den Reisenden interessant machen.
In den 1820er Jahren war dann ganz Deutschland mit einem dichten Netz von 'Kunststraßen' überzogen, auf denen die Eilposten der deutschen Postverwaltungen mit einer Geschwindigkeit von 8-9 km in der Stunde durch die Lande rasten. Um 1830 waren die Eilwagen überall in Deutschland eingeführt.
Neben den fahrplanmäßigen Posten gab es noch sogenannte Extraposten, die auf besondere Bestellung überallhin fuhren, auch nach solchen Orten, die keine regelmäßige Postverbindung hatten. Solche Extraposten waren wesentlich teurer als die Postkutschen auf festen Linien.
Die Cariol-Post wurde auch Karrenpost genannt. Gefahren wurde mit leichten einspännigen ein- oder zweiachsigen Briefpostwagen, die auch Personen befördern durften.
Um das Jahr 1839 gab es noch einmal deutliche Verbesserungen beim Postverkehr in Sachsen. In diesem Jahr wurde der deutsch-österreichische Postverein gegründet und die erste Eilpost mit verbesserten Wagen kam von Leipzig an und wurde von Schönfeld aus feierlich eingeholt und mit Jubel in Annaberg begrüßt. Eilposten wurden meist vierspännig gefahren und waren gefedert und komfortabler eingerichtet. Auch in Annaberg wurden Postwagen gebaut. Den ersten Annaberger Postwagen mit Verdeck und ordentlichen Sitzen ließ im Jahre 1824 der Postmeister Reiche-Eisenstuck auf eigene Kosten bauen.
Wie dem Fahrplan von 1840 zu entnehmen ist, fuhr die Kutsche schon drei mal wöchentlich, später täglich und ab 1866 2x täglich. Den Fahrpreis von 3 Reichstalern und einem Groschen konnte sich natürlich nicht jeder leisten. Das sollte sich aber im Jahre 1874 ändern, als die Eisenbahn den Post-, Güter- und Personenverkehr übernahm. Damit endete das Zeitalter der Postkutschen.