Spuren der Besiedelung

Ein Gastbeitrag von Roland Kunick

  • In den Kaufverträgen erfahren wir, dass fünf der neun Kemtauer Bauerngüter weiteres Land abseits ihres Hauptguts hatten. Diese Beigüter wurden als „wüste Güter“ bezeichnet. 
  • Seit 1501 gab es in Kemtau immer neun Bauern, die weiteren Güter waren aufgelöst worden. Die Landwirtschaft hatte sich verändert. Ehemals gab es viele kleine Bauernfamilien, die teilweise ihre ¼ Hufe Land mit der Hand bewirtschafteten („Hand-Gütlein“). Nun verfügten fast alle Bauern über Pferde, was die Arbeit wesentlich erleichterte. Um die größeren Flächen zu bewirtschaften, beschäftigten die meisten Bauern Gesinde (bis zu 2 Knechte und 2 Mägde). 
  • Bisher war man davon ausgegangen, dass Kemtau ursprünglich nur im Oberdorf besiedelt war. Tatsächlich war der Ort bis in das Tal hinunter mit kleinen Bauerngütern mit ¼ Hufe Land besiedelt. Wo befanden sich die „wüsten Güter“? 
  • Fünf Beigüter reihten sich Dorf abwärts an das Uhlig-Hauptgut, ihr Land glich von der Form her einem halben Hufeisen. Sie gehörten zum Gemeindegut, zweimal zur Niezoldscheune, zum Uhliggut und zum Kunzgut. Das wüste Uhliggut befand sich ungefähr in der Mitte, heute steht hier das frühere Schulgebäude. 
  • An das Land vom fünften wüsten Gut grenzte ein sechstes wüstes Gut an. Dieses Gut gehörte ebenfalls zur Niezoldscheune. Es befand sich „in der sogenannten Mühlstadt“. Es kann sein, dass hier vor 1500 ein Kemtauer Mühlengut stand. Auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses steht die Auenmühle, die zu Eibenberg gehörte. 
  • Ein siebentes wüstes Gut ist das „niedere“ Gut des Lehngerichts. Der Gutshof lag vermutlich in der Nähe des Felsenguts. Im Öderschen Riß um 1600 befindet sich auf dem Grundstück auch ein Birkenwäldchen „Ein bircken Knochen ist dem Richter zu Kempa“. Im Jahr 1796 wurden 9 Hausgrundstücke von diesem Gut „abgebaut“ (die Grundstücke Am Hang).

Wie viele Bauerngüter gab es in Kemtau nach der Besiedlung?

Vermutlich gab es auch im Oberdorf Beigüter. Diese wurden nur nicht so genannt, da sie durch angrenzende Bauerngüter übernommen worden sind. In Kemtau könnten dann nach der Besiedlung 20 Bauern mit ¼ Hufe und der Richter mit ½ Hufe Land gelebt haben.

 

Die 7 wüsten Güter von Kemtau

Karte Flur Kemtau, Quelle: Roland Kunick
Karte Flur Kemtau, Quelle: Roland Kunick