Erarbeitet und zusammengestellt von Rudolf Baumgärtel 1988
Über die Namensgebung unseres Heimatortes Kemtau und seine Erklärung liegen verschiedene Deutungen vor. Als man über die Besiedlungsverhältnisse des Erzgebirges noch nicht ausreichend Bescheid wusste bzw. falsche Theorien aufstellte, erklärte man den Namen Kemtau als "steiniger Ort" oder "Steinheim" (1) und leitete es von slawisch "camen" = Stein ab, wobei man annahm, dass unser Ort eine slawische Gründung sei. Eine Besiedlung unserer Gegend durch Slawen ist aber nach neuesten Forschungen nicht nachzuweisen. Außerdem ist eine Herleitung aus dem Slawischen auch aus sprachlichen Erwägungen heraus abzulehnen. Die Namen aus Urkunden, die Mundartformen und die Tatsache, dass die echten slawischen Ortsnamen meist ursprüngliche Fluss- oder Bachnamen waren, die erst später auf die anliegenden Siedlungen übertragen wurden, beweisen das (nach Horst Strobel - persönliche Mitteilung).
Über die Namensgebung unseres Heimatortes Kemtau und seine Erklärung liegen verschiedene Deutungen vor. Als man über die Besiedlungsverhältnisse des Erzgebirges noch nicht ausreichend Bescheid wusste bzw. falsche Theorien aufstellte, erklärte man den Namen Kemtau als "steiniger Ort" oder "Steinheim" (1) und leitete es von slawisch "camen" = Stein ab, wobei man annahm, dass unser Ort eine slawische Gründung sei. Eine Besiedlung unserer Gegend durch Slawen ist aber nach neuesten Forschungen nicht nachzuweisen. Außerdem ist eine Herleitung aus dem Slawischen auch aus sprachlichen Erwägungen heraus abzulehnen. Die Namen aus Urkunden, die Mundartformen und die Tatsache, dass die echten slawischen Ortsnamen meist ursprüngliche Fluss- oder Bachnamen waren, die erst später auf die anliegenden Siedlungen übertragen wurden, beweisen das. (nach Horst Strobel - persönliche Mitteilung) .
Der Name eines Felsens nordöstlich der ursprünglichen Dorfanlage - Burgstein - führte zu einer weiteren unrichtigen Erklärung. Auf dem Felsen soll angeblich eine Burg gestanden haben, die aber in keiner Urkunde erwähnt und auf keiner Karte verzeichnet ist und von der auch keine Überreste gefunden wurden. Ebenso ist die Meinung, dass die Höhle unterhalb des Burgsteins der Anfang eines unterirdischen Ganges nach dem ehemaligen Herrensitz in Dittersdorf sein soll, der dann später zugeschüttet wurde, ins Reich der Fabel zu verweisen. Die Höhle ist wahrscheinlich auf die überall im Erzgebirge, auch in unserer Gegend, unternommenen Schürfversuche nach abbauwürdigen Erzgängen zurückzuführen. Sicher hat der Felsen seinen Namen von der burgähnlichen Gestalt, in der er sich dem Betrachter hoch über dem Zwönitztal darbietet.
Man schloss nun weiter, dass der Name Kemtau dann aus dem althochdeutschen cheminate entstanden sein könnte, was "steinernes Haus mit einer Feuerstelle" oder einen beheizbaren Raum darin, die Kemenate, bedeutet. Da aber so ein Herrensitz, eine Burg, nie vorhanden war, ist also auch diese Deutung zurückzuweisen. Dass allerdings ein Zusammenhang, wenn auch nur ein mittelbarer, zwischen Kemenate und dem Namen Kemtau besteht, wird weiter unten gezeigt.
Noch zu einer weiteren irrigen Kombination hat die angebliche Burg im Zusammenhang mit dem Namen Kemtau geführt. Es wurde vermutet, dass für unseren Ort eine Adelsfamilie "von Kempnat" als Herrengeschlecht in Frage kommen könnte. Nach "Vasallengeschlechter der Markgrafen zu Meißen" (2) führt (ein gewisser) Kneschke diese Familie als koburgisches und fränkisches Vasallengeschlecht auf. Sie ist im Lehnsbuch Markgraf Friedrichs des Ernsthaften von Meißen 1348/49 erwähnt und bereits 1124 mit einem Abt Henricus Kemnater zu Fulda bezeugt. Für unseren Ort kommt sie als direkter Namensgeber nicht in Frage, da der Herrensitz fehlt. Allerdings könnte sie im Altland für die entsprechenden Orte Kempnath, Kemnath, Kempnetter, Kemnaten, Kemnat namensgebend gewesen sein.
Eine weitere recht unwahrscheinliche Deutung gab mir der Verfasser einer Meinersdorfer Chronik, der ehemalige Pfarrer Klaus Petzold in Heinersdorf in einem persönlichen Schreiben:
Dagegen spricht, dass die ursprüngliche Ortssiedlung etwa 1 km südlich der Zwönitz = Chemnitz in einer Quellmulde als Rundreihendorf mit Radialwaldhufenflur angelegt war, also nicht an der Grenze des "locus Kameniz". Auch von der sprachwissenschaftlichen Seite her ergeben sich gegen diese Deutung möglicherweise Einwände. Am wahrscheinlichsten sind die Erklärungen, die den Namen Kemtau auf den Zusammenhang mit dem Siedlungsgebiet zurückführen, aus dem die ersten Siedler stammten. Aber auch da gibt es recht verschiedene Ansichten. Curt Langer "Heimatfreund für das Erzgebirge" Heft 2/1968, S. 21 und ebenso der Chronist von Burkhardtsdorf, Hellmuth Hofmann nehmen an, dass die Siedler aus der Gegend um Limburg im Lahntal kamen. Langer nennt 10 Ortsnamen, die dort und in unserem Gebiet vorkommen, darunter Kemmenau, das auf einem Höhenzug über dem Lahntal nördlich von Bad Ems liegt. Der dortige Heimatforscher erklärt übrigens ausdrücklich, dass das "au" in der Endung keinesfalls etwas mit der "Aue" zu tun haben kann, weil der Ort auf der Höhe liegt (vergl. Kemtau). Er führt den Namen, wie schon erwähnt, auf althochdeutsch "cheminata", mittelhochdeutsch "kemenate" = "heizbare Stube" (Kamini) zurück.
Die Ansicht Curt Langers wird von Prof. Dr. Rudolf Käubler nicht geteilt ("Heimatfreund für das Erzgebirge" Heft 5/1968, S. 95). Er meint, dass bei Ortsnamen, die häufig gebraucht werden (z.B. Thalheim - der Ort im Tale -, das es sehr oft gibt), der Name erst im Neusiedelgebiet aus der örtlichen Situation heraus (hier Tallager), also nicht durch Übertragung aus der Siedlerheimat gegeben worden ist. Bei Kemtau weist er aufgrund der alten Formen Kempnat und Kemneth allerdings darauf hin, dass es im nordbayrischen Raum eine ganze Reihe von "Kemnath-Fällen" gibt. Und da diese räumlich näherliegen als das Lahngebiet, hält er die Möglichkeit, dass die Siedler aus diesem Raum stammen und den Ortsnamen mitgebracht haben, für einleuchtender.
Am zutreffendsten ist wohl die Erklärung der Ortsnamen unseres Gebietes durch Dr. Karlheinz Hengst ("Heimatfreund für das Erzgebirge", Heft 9/1968, S. 181), da sie vor allem auf sprachwissenschaftlichen Beweisen beruht. Er und sein Mitarbeiter Horst Strobel weichen allerdings im Falle Kemtau kaum von der Ansicht Dr. Käublers ab. Danach handelt es sich um eine direkte Ortsnamenübertragung aus dem bayrischen Raum. Als Gründe werden genannt:
- Kemnath bei Fuhrn über Schwandorf (1150 Kemenatin)
- Kemnath bei Neuaigen (1280 Chemenaten)
- die Wüstung Kempnotten bei Veoh
- Kreis Fürth (1376 Kempnotten)
- Kemnathen bei Forchheim (1195 Gemenaten)
- Kemnath Oberpfalz (1009 Keminata)
- Kemnat über Günzburg
Aus allen diesen Gründen ist also eine echte Übertragung des Ortsnamens aus dem Altland Nordbayern/Oberpfalz ins Neusiedelgebiet anzunehmen. Es seien nun einige bisher erfasste Formen unseres Ortsnamens mitgeteilt, nach den Jahreszahlen der urkundlichen Erwähnungen geordnet, wobei festzustellen ist, dass Bezeichnungen, die früher gebraucht wurden und sich dann änderten, plötzlich wiederkehren, da man mit der Rechtschreibung ohnehin sehr willkürlich verfuhr. Da die drei ersten Angaben nicht aus Originalurkunden entnommen sind, sie stammen aus Richard von Mansbergs "Erbarmanschaft Wettinischer Lande" (3), könnten sie der heutigen Schreibweise angeglichen worden sein, so dass schließlich die Ableitung von "Kemenete" deutlich festzustellen ist.
1455 Kempnatz |
1539 Kempte |
1652 Kempta |
1461 Kemptau |
1542 Kempnath |
1663 Kemte |
1483 Kemptau |
1555 Kemmith, Kemmet(h) |
1693 Kemptau |
1492 Kempnath |
1570 Kempner (Einwohner?) |
1696 Kemte |
1495 Kemnut |
1596 Kembt |
1699 Kempta |
1498 Kemptau |
1601 Kempte |
1735 Kemtau |
1528 Kempnat |
1609 Kempte |
1748 Kemptau |
1529 Kempnatt |
1635 Kemtau |
1753 Kemptau |
1535 Kemptau |
1643 Kempt |
1845 Kemptau |
Dazu ohne Jahresangabe: Kemmet, Kemt, Kembte, Kembta (etwa zwischen 1550 und 1700). Ab etwa 1730 ist durchweg die Schreibweise Kemtau (oder sehr selten Kemptau) in amtlichen Urkunden gebräuchlich, wie die Originale der Gemeinderechnungen seit 1735 beweisen. Bei der Schreibweise Kemptau dürfte es sich um Hörfehler gehandelt heben. Auch das Gemeindesiegel, das seit Mitte des 19. Jahrhunderts verwendet wird, lautet auf Kemtau. Erwähnt sei noch, dass die Form Kemt (Kembt, Kempt), die 1596 erstmalig auftritt, heute noch mundartlich verwendet wird und zwar mit dem Artikel: die Kemt.
(1) Albert Schiffner, Beschreibung von Sachsen und der Ernestinischen, Reußischen und Schwarzburgischen Lande 1846, S. 256
(2) Clemens von Hausen: Vasallengeschlechter der Markgrafen zu Meißen, Landgrafen zu Thüringen und Herzoge zu Sachsen 1892 (S. 191)
(3) Richard von Mansberg: Erbarmanschaft Wettinischer Lande, Band 1, Das Osterland, 1903 ab S. 380